Essstörungen sind ein Hilferuf der Seele. Das krankhafte Essverhalten bedeutet für Betroffene – neben dem seelischen Leid – auch eine ernste gesundheitliche Gefahr und eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Ich bin seit langer Zeit mit dem Thema befasst, und es ist mir ein wichtiges Anliegen, Menschen mit Essstörungen zu einem freien Umgang mit sich selbst und der Welt zu verhelfen.
Die Therapie von Essstörungen braucht Zeit und die Bereitschaft, sich auf einen therapeutischen Prozess einzulassen, denn sie lebt von der Zusammenarbeit zwischen KlientIn und TherapeutIn. Manchmal dauert es, bis diese Übereinkunft gefunden werden kann. Mit der Zeit entsteht ein selbstwirksamer und -verantwortlicher Zugang zur eigenen Person.
Körpertherapie, Musiktherapie, Maltherapie ergänzen die Therapie von Essstörungen, deren Fokus in der Aktivierung von Ressourcen liegt.
Essstörungen kommen in verschiedenen Ausprägungen vor:
Bei der Bulimie liegt übermäßiges Essen und anschließende Erbrechen oder anderes "Loswerden" der aufgenommenen Nahrung vor. Dies kann als Lösungsversuch zur Beruhigung und Reduktion von Spannung verstanden werden. Zahnschäden, eine Störung des Elektrolythaushaltes und Herzrasen sind körperliche Begleiterscheinungen. Manchmal tritt auch eine Komorbidität mit dem Konsum von Alkohol, aufputschender oder auch beruhigender Substanzen auf.
Die Magersucht oder Anorexie ist charakterisiert von der panischen Angst, dick zu werden. Dies wird zur überwertigen Idee. Eine Anorexie zieht mitunter schwerste körperlichen Schäden nach sich. Verlangsamter Herzschlag, sinkender Blutdruck, verringerte Knochendichte und eine Beeinflussung der Wachstumshormone sind einige der körperlichen Probleme.
Essattacken wechseln mit Phasen des Fastens. Die betroffenen Personen können leicht übergewichtig sein, der subjektive Leidensdruck ist hoch. Gedankenkreisen rund um das Thema Essen bestimmen den Alltag ebenso wie bei den anderen Ausprägungen von Essstörungen.
Von Adipositas wird gesprochen, wenn der BMI über 30 liegt, unabhängig davon, ob große Essensmengen konsumiert werden oder nicht. Da das Leiden über den Körperumfang sichtbar wird, kommen zum inneren Konflikt auch Angst vor Bewertung und sozialer Ausgrenzung sowie körperliche Beschwerden (Knie, Gelenke, Blutdruck) hinzu.